====== Der Finkenhof in Blankenheim ====== //Der folgende Text ist ein vollständiges Zitat aus einem [[http://oaussem.my-hosted-cloud.de/index.php?id=328|Web Artikel]]:// >Fenster zur Welt, Begegnung mit Menschen, Musik pur, Sport auf hohem Niveau, Diskussionen zwischen den Generationen, Natur in schönster Ambiente, Kunst und und und!   {{:memories:finkenhof50.png?600|}} Da viele der ehemaligen Oberaussemer Bürger einen kleinen Teil ihrer Sozialisierung in den sogenannten Schulendtagen, unter anderem auf dem Finkenhof in Blankenheim erfahren haben, denke ich, daß es sich lohnt diesen Artikel dem Stadtteilforum Oberaussem zur Verfügung zu stellen. Er wird viele an vergangene Zeiten erinnern und wäre in vielen Aspekten ergänzungsbedürftig. Dieser Beitrag wurde anlässlich der Jubiläumsfeiern 50 Jahre Finkenhof Blankenheim für eine Ausstellung verfasst. In Köln geboren, in Bergheim/Oberaussem aufgewachsen, längere Auslandsaufenthalte und seit langem in München lebend, fast an die sechzig Jahre alt. Wenn man mich heute fragt was mich in Erinnerungen an den Kreis Bergheim bindet, so ist dies ohne Frage ausser der Familie, Oberaussem und den Freunden, eine überaus belebende Erinnerung an denn "Jugendhof Finkenberg" in Blankenheim/Eifel. Diese Stätte der Jugend hat mich bis in die Hälfte meines Lebens begleitet und geprägt. Leider sind mir Daten und die Namen vieler Beteiligten heute nicht mehr so präsent, wofür ich um Nachsicht bitte. Als der Finkenhof Anfang der 50er Jahre gebaut wurde, gehörte mein Vetter Peter Josef Conrads zu den Dachdeckern der Firma Over in Bergheim die dort arbeiteten. Jedes Wochenende lauschte ich als kleiner Bub den Erzählungen, sah Fotos und fieberte dem Zeitpunkt entgegen, dieses burgähnliche Bauwerk mit Turm persönlich kennen zu lernen. In den Jahren 1956 bis 1958 war es soweit und auf mehreren Ausflügen besuchten wir Blankenheim und auch den Finkenhof. Hier lernte ich 1958 dann erstmals, den Kreisjugendpfleger Michalski kurz kennen. 1960 verbrachte ich die Schulendtage im Finkenhof und lernte dann diesen Mann näher kennen und schätzen, den ich ein Stück des Weges, das da Leben heißt, begleiten durfte und der mich und andere wesentlich geprägt hat. Ich spreche hier von Bernhard Michalski dem ehemaligen Kreisjugendpfleger und späteren engem Freund, der leider zu früh von uns gegangen ist. Was ist ein Jugendhof wie der Finkenberg ohne Menschen, die Jugendarbeit lenken, gestalten und ein derartiges Haus mit Leben füllen? Der Finkenhof als Veranstaltungsort für Schulendtage und Sommerferien für Kinder des Kreises hätte seiner Bestimmung mit Sicherheit genüge getan. Er war mehr. Heute in der Retrospektive wird erst klar, wie wesentlich und befruchtend die Arbeit von Bernhard Michalski für uns, die Stadt und mehr noch für die Dorfjugend überhaupt war. Man muss sich heute eine Vorstellung der Jugend nach dem Desaster des zweiten Weltkrieges im Kreise Bergheim machen. Strenge und für uns zugleich wilde Jahre in Zeiten des Wiederaufbaus. Das Jahr war außer der Schule, Garten und Feldarbeit, unseren wilden Spielen und Streichen (die heute die Polizei beschäftigen würde), noch sehr stark von Ablauf der Jahreszeiten und denn wenigen Volksfesten geprägt. Es gab noch viele bedürftige Familien. Die Ruinen der ausgebombten Häuser und Kriegsversehrte prägten noch lange das öffentliche Straßenbild. In vielen Familien fehlten die Väter, die entweder gefallen oder vermisst waren. Die Elterngeneration baute auf und versuchte die Versäumnisse der verlorenen Kriegsjahre nachzuholen. Hierbei blieb die nachkommende Generation vielfach auf der Strecke. Jugendarbeit fand von Seiten der Kirchen, Feuerwehr, Rotes Kreuz und einiger weniger Orts-wie Sportvereinen in Grenzen und für viele unbefriedigend statt. Fernsehen im heutigen Sinne, Fernreisen, Konzerte, Literatur, Theaterbesuch und viele der heutigen Selbstverständlichkeiten waren uns in der Mehrheit fremd. Kontakt zu Menschen außerhalb unserer Gemeinden war eine Seltenheit. Besuche im benachbarten Ausland wurden wegen der dort herrschenden Deutschfeindlichkeit nicht unbedingt angestrebt. >> Einschub: Umso erstaunlicher, dass es eben der besagte Bernhard Michalski war, der als eine weitere Jugendfreizeit in der damals noch völlig touristisch unerschlossenen [[Bettmeralp]] in der Schweiz zu Ostern einen Ski-Urlaub in der Jugendgruppe organisierte. Die beantragten Fördergelder wären fast gefährdet gewesen wegen des ursprünglichen Arbeitstitels: "Internationale Jugendbegegnung in Betten" (Betten war der eigentliche Ort, Bettmeralp tauchte in keinem Atlas auf). Das Trauma des verlorenen Krieges, Gefühle der Kollektivschuld, die ersten Kriegsverbrecherprozesse gaben uns kein unbedingt starkes nationales Selbstbewusstsein. Diskussionen über diese Zeit waren nur begrenzt möglich. Teilweise saßen die alten PG wieder oder noch immer in Amt und Würden. 15 Jahre nach dem Krieg waren wir der Meinung es sei genug der Anklagen gegen Deutschland es müsste Schluss sein. Andererseits war uns der Widerspruch, innerhalb der nun demokratischen Gesellschaft sehr klar bewußt, daß die sogenannten auch dörflich politischen Führungseliten von ehemaligen Nazianhängern durchsetzt war. Von Aufarbeitung war damals noch keine Rede obwohl es gärte. Wir lebten sehr einfach und homogen innerhalb unserer Gemeinden und Städtchen. Lehrer, Pfarrer, Arzt, der Dorfpolizist und auch der Bürgermeister oder Ortsvorsteher, waren ohne wenn und aber Respektspersonen die auf einem Sockel standen der für uns lange Zeit nicht angekratzt und hinterfragt wurde. Der Zeit entsprechend waren wir befangen in den Nachwehen der Nazidiktatur, unsicher an der Demokratie und noch stark von Autoritäten geprägt. Hier sei dem Verfasser gestattet auf diese Lücke der Jugendarbeit in der lokalen Geschichtsschreibung hinzuweisen. Hier war es Bernhard Michalski, der heimatvertriebene Kriegsteilnehmer aus Ratibor in Oberschlesien, der das Dilemma der Jugend nach dem Kriege erkannte und dem an einem Ausgleich und Austausch mit unseren Nachbarn und einer selbstbewussten Jugend gelegen war. Bernhard war schon in Ratibor stark von der verklärenden und schwärmerischen Jugendbewegung der Vorkriegszeit katholischer Prägung in Schlesien beeinflusst worden. Natur, Berge, Wasser, Wanderungen, natürliches Leben. Gesang und Volkslieder prägten die Gefühle diese Bewegung, die andererseits von den Nazis missbraucht wurde um die Jugend einzubinden. Hier wäre es ratsam sich einmal mit dem Dichter Stefan George und dem Georgekreis zu befassen, der diese Zeit zwischen den Weltkriegen verständlicher macht. Seine jüdischen Schulkameraden die ich später kennenlernen durfte und von denen einer im Israelischen Erziehungsministerium in leitender Position arbeitet, waren wie Bernhard durch diese Jugendbewegung tief geprägt worden. Bernhards Kriegserlebnisse u. a. in Polen waren für diesen jungen Katholiken einschneidend. Eines seiner Maximen war, daß nie wieder Krieg sein dürfte und Frieden zwischen den Menschen herrschen solle. Auf diesem Gerüst baute er mit Gleichgesinnten die Jugendarbeit im Kreise Bergheim nach dem Kriege auf. Kontakte, bedingt durch seine Singkreise in Bergheim und Bedburg sowie die internationale Bewegung auf der Bettmeralp/Wallis  in der Schweiz, konnte er schnell knüpfen. Diese Kontakte brachte er dann in die Arbeit im Finkenhof mit ein, der die Möglichkeit bot, über die tägliche Arbeit hinaus gesellschafts-und-jugendpolitisch tätig zu sein. Hier waren es vor allem die Pfingst-, Sommer-, Herbst- und Skifreizeiten im Januar, die ich gemeinsam ab ca. 1966/7 mit Bernhard und anderen gestalten durfte und die mir in schöner Erinnerung sind. Die anderen das waren zuerst einmal die Stammmannschaft: Gregor Kugelmeier, Klaus Bach, Rolf Belz, Franz Inden und Klaus Angenent nicht zu vergessen. Das waren Menschen die Freizeit und Urlaub für ein Taschengeld opferten, um gemeinnützige Notwendigkeiten mitzugestalten. Zu den reinen Singkreisen, obwohl ich selber gerne singe, kann ich nicht viel anführen, weil ich nie dort war. Unvergesslich die Herbstfreizeiten mit den Kunst, Foto und Bastelkursen. Was wurde hier nicht alles angeboten? Tonarbeiten, Batikarbeit mit Magda Lappe, Holzbearbeitung, Kupfertreibarbeiten und Emailarbeit mit Sepp Weitensteiner und mit Karl Heinz Fehlinger aus Pützchen bei Bonn, einem Metallbildhauer und begnadeten Künstler erster Güte. Viele der dort gefertigten Arbeiten werden als kostbares Gut in den Familien aufbewahrt. Denen, die an Gregor Kugelmeiers professionellen Fotokursen teilnahmen, wird dies in bleibender Erinnerung sein. Franz Indens unermüdliche Geduld, den Bergheimer Bewegungstalenten Turnen und Leichtathletik beizubringen, verdienen unbedingt ein Wort des Lobes. Nicht zu vergessen die Trainigscamps der Tischtennispofis des Kreises und Erwähnung des Kentener Fechtklubs unter Fechtmeister Schlegelmilch. Die Winterfreizeiten waren natürlich dem weißen Sport gewidmet. Tagsüber Skilaufen und abends Sport jeglicher Art in der Halle. Diese kleine Turnhalle war nicht von Anfang vorhanden und wurde nachträglich errichtet, was eine heute fast nicht vorstellbare Aufwertung der ganzen Anlage darstellte. Hier war es der unvergessene Engelbert Danuser, Studienprefekt aus Schwyz bei Luzern und späterer Pfarrer in Arosa, der anstatt nach Zermatt oder nach Sankt Moritz zu fahren, seine Freizeit opferte um der Bergheimer Jugend Skilaufen zu lehren. Hier war es Jack aus Frankreich der tagsüber durch seine Ski und abends durch seine Basketballkünste überzeugen konnte und ein toller Lehrer war. Ich denke, dass Bergheims erster Basketballclub von diesem besonderen Training noch lange profitiert hat. Nicht zu vergessen die ehemaligen Bergheimer Studienrätinnen für Sport, Wiltrud Theisen und ihre Freundin Tilly, die hervorragende Sportkurse anboten. Unvergessen sind mir Sommerferien für Kinder unter der Leitung von Gregor Kugelmeier und Rolf Belz, die für die Kinder aus nicht begüterten Familien zu einem Aha-Erlebnis wurden. Die Liebe dieser Kinder die uns im Gegenzug geschenkt wurde ließ uns gerne die Mühen der langen Tage vergessen. Hinter alle dem stand, natürlich meistens unsichtbar, Bernhard Michalski der immer wieder mit Überraschungen oder besonderen Gästen aufwarten konnte. Oft habe ich mich gefragt wann schläft dieser Mann? Später, als häufiger Gast im Haus von Bernhard und Anneliese Michalski, habe ich oft erlebt, wie er sich mit der Organisation dieser Freizeiten halbe Nächte um die Ohren geschlagen hat. Selbst nach seinem ersten Herzinfarkt im Akutstadium, hat er vom Krankenbett aus eine der Herbstfreizeiten mit organisiert und mir seinen Privat PKW zur Verfügung gestellt damit alles erledigt werden konnte. Es war für ihn nicht irgendeine Arbeit, es war kein Job, denn man halt erledigt, es war Berufung, Liebe und tiefe Überzeugung in die Notwendigkeit dieser Jugendarbeit. Wenn ich im Anfang vom Ort der Begegnungen der Diskussionen spreche, so waren natürlich diese Freizeiten bei der Vielzahl von verschiedenen Menschen, die sich im Finkenhof begegneten, immer eingebettet in Gespräche und Diskussionen im kleinen, im großen, zwischen den Generationen, im interkulturellen, im internationalen, im interreligiösen Kreis. Dies zu der Zeit als der studentische Aufbruch von 1967/68 gesellschaftliche und politische Grenzen aufbrach. Hier verwischten sich die Grenzen der gesellschaftlichen Schranken, die in den Anfängen der 70er Jahren noch ausgeprägt vorhanden waren. Wo lernte die Stadt und Dorfjugend den Arzt, den Pfarrer, den Studienrat, den Professor, den Künstler, den Ministerialdirigenten privat kennen um sich mit ihm auszutauschen. Hier fand ein Austausch nach beiden Seiten statt. In dankbarer Erinnerung ist mir die Begegnung mit Prof. Claudio Soliva aus der Schweiz, mit Engelbert Danuser aus Schwyz (später Pfarer von Arosa), dem Geistlichen Cäsar Pachas aus Lima in Peru und auch mit Jupp Hüttenmeister vom Landschaftsverband Rheinland in Erinnerung, um nur einige zu nennen. Die Begegnung mit Gruppen aus den Partnerstädten von Bergheim, mit israelischen Gruppen usw. Hier öffnete sich der eigene Blickwinkel und die Toleranz erweiterte sich. Die Einschätzung des eigenen Standpunktes konnten sich festigen. Heftige Diskussionen, Austausch über gesellschaftliche, politische und kirchliche Probleme fanden fast jeden Abend bis spät nach Mitternacht statt. Eine grosse Rolle spielte auch das gemeinschaftliche Singen und Musizieren im Finkenhof. Dies begann mit dem Frühkonzert auf den Fluren. Viele unvergesslichen Stunden mit Volksliedern aus allen Ländern, sakralem Gesang, Klassik, Jazz und moderner Musik sind mir in Erinnerung. Viele der heutigen Bergheimer Honoratoren erlebte ich des morgens noch halb schlafend im Schlafanzug, Geige spielend, auf den Fluren des Finkenhofes beim musikalischen Wecken. Die Treppen das Hauses waren voll von grossen und kleinen, andächtig lauschenden, Zuhörern, wenn der Tag mit "Mozarts keiner Nachmusik" verabschiedet wurde. Dazu die ganzen Streiche und Dummheiten "der großen und nicht nur kleinen Gäste" die dort ausgeheckt und angestellt wurden. Ob in der Frühe ein Auto im Speisesaal stand oder der ganze Fussboden des Saales mit dem kompletten Geschirr der Küche ausgelegt war, es war oftmals zum verzweifeln und Bernhard wäre am liebsten im Boden versunken. Ohne den Großmut von Frau Langer, der Heimmutter, dies war sie im positivsten Sinne des Wortes, mit ihrer Kollegin, dem Küchenpersonal, oder von Johann Hilgers dem Hausmeister wäre dies unvorstellbar gewesen. Was hat Herr Hilgers nicht alles über sich ergehen lassen müssen. Mit der ihm angeborenen dicken Haut der Eifeler und einer Portion Gutmütigkeit wurden alle Unbilden und Probleme gewöhnlich überwunden. Diesem beliebten und guten Personal müsste man eigentlich ein Denkmal setzen. So war es für Frau Langer selbstverständlich, daß sie für die langen Nächte und hungrigen Mäuler noch immer eine Brotzeit im Küchenkühlschrank bereit stellte. So kann ich mich andererseits noch an die Zeiten erinnern als Kartoffelschälen und Küchendienst noch selbstverständlich waren. Hier fand ein gegenseitiges Geben und Nehmen statt. Ich dürfte wohl einer der wenigen gewesen sein, die einmal eine ganze Woche mutterseelen alleine auf dem Finkenhof verbracht haben. Das Personal war in Urlaub. Es galt im Herbst die Ski für den Winter zu präparieren und hierzu opferte ich alten Urlaub der mir natürlich zusätzlich vergütet wurde. Frau Langer hatte mir vorsorglich einen riesigen Kübel Eintopf vorgekocht, denn ich natürlich nicht alleine schaffte. Um sie nicht zu enttäuschen und damit der Kübel geleert wurde, lud ich vorbeikommende Wanderer, u.a. Oberaussemer, zu deren Überraschung auf einen Gratisteller Suppe ein. Die Oberaussemer fragten mich später: "beste jetz och schon de Koch vom Finkenhov en der Efel", ob ich der neue Koch vom Finkenhof in der Eifel sei. Auch wer Gutes tut hat Spot zu ertragen. Die Nächte alleine in diesem grossen Hause, daß dem Sturm ausgesetzt war und an allen Ecken und Kanten knarrte waren unheimlich. Wer nicht an Geister glaubte lernte sie dort trotzdem fürchten. Obwohl nicht ängstlich, bin ich Abends und Nachts mit dem grössten Messer was die Küche zu bieten hatte durch Haus gegangen. Dies sind in der Kürze meine subjektiven Erinnerungen an den Finkenhof. Die Bestätigung der Arbeit von Bernhards Michalskis und seinen vielen Helfern erhalte ich noch heute, wenn ich ab und an in Bergheim verweile: “Guten Tag Herr Friedt erinnern sie sich noch an mich? Die schönen Herbst oder Winterfreizeiten auf dem Finkenhof im Jahre so und so”. Oder ich rufe Freunde in Israel oder New York an: “was macht der und der, erinnerst du dich noch an dieses und jenes auf dem Finkenhof. Was war es damals eine belebende Atmosphäre in diesem Hause”. Dies der einhellige Tenor auch noch heute aus dem Ausland. Wenn heute der Altkreis Bergheim einer der gründlichst erforschten Landkreise betreffend der jüdischen Lokalgeschichte ist, so hat vor allem Bernhard Michalski und der Finkenhof seinen Anteil daran. Hier waren u.a. meine frühen Begegnungen mit Israelis, denen ich verdanke, daß ich jahrelang durch Bernhards Vermittlung in einer israelischen Familien leben durfte und dort wie in manchen anderen Familien wie ein eigener Sohn aufgenommen wurde. Auch noch heute arbeite an dieser dieser lokalen und sehr speziellen Geschichtsschreibung, die vom Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt wurde. Auch wurde ich von der Obermayer Foundation in USA für diese Arbeit geehrt. Es ist unvorstellbar was hieraus für Verbindungen gewachsen sind. Hier werde ich, obwohl schon lange in München lebend, noch immer als der Bergheimer angesehen. So wurde der Finkenhof auch ein Synonym für Völkerverständigung, Freundschaften und Geschichtsaufarbeitung welche bis heute fortdauert. Diese vielseitige und aktiv gestaltete Jugendarbeit im Finkenhof und Altkreis Bergheim in den 1960er bis 1980er Jahren ist unzweifelhaft ein Positivum auf der Habenseite der politischen Jugendarbeit im Altkreis Bergheim gewesen die seinesgleichen suchen dürfte. Diese gesellschaftliche, soziallisierende und positive Prägung ganzer Jahrgänge betrachte ich heute als denn wesentlichen Meilenstein der Jugendarbeit im Altkreis Bergheim nach dem Kriege. Dem Finkenhof und seinen heutigen Gestaltern ist zu wünschen, daß sie trotz vieler Probleme und Widrigkeiten in der Jugendarbeit, Geldmangel der öffentlichen Kassen, diese tolerante und segensreiche Arbeit an diesem Ortes der Begegnung in unserer Tradition fortsetzen. Jugend per se ist nicht gut oder schlecht, sie bedarf frühzeitige Anleitung, sie braucht Begegnungen und Gespräche mit allen Schattierungen der Gesellschaft in der sie lebt, sie braucht viel Geduld und Verständnis, vielleicht braucht sie auch wieder verbindliche Werte sowie Vorbilder und dies nicht nur in Elternhaus und Schule (diese Diskusion findet im politischen Alltag zur Zeit ja wieder einmal statt). Den politisch Verantwortlichen muß immer wieder vor Augen geführt werden, daß jeder Euro der für die präventive Jugendarbeit verwendet wird, eine Investition in die Zukunft ist. In Zeiten der Schnelllebigkeit, hoher Jugendarbeitslosigkeit, der Drogenproblematik, des Werteverfalls, falscher Orientierung und Orientierungslosigkeit, sollte man bei Kürzungen im Jugendhaushalt hierüber nachdenken. Wenn die Kinder in den Brunnen gefallen sind, bedarf es enormer Mittel und Anstrengungen mit zweifelhaftem Ausgang, um sie dort hinaus zu holen. Eines aber haben wir in unserer vermeintlichen Altersweisheit leider allzu schnell vergessen, Jugend das waren vor 40 oder 50 Jahren wir. Wir, die ohne Zweifel nicht einfach und unproblematisch waren, hatten Glück, wir hatten den Finkenhof.   München im August 2002  Gerd  Friedt